Draußen schneit es aus Kübeln, wer will's Gott verübeln, weil wir Menschen so schnell gehn, und nicht auf die Anderen sehn, zwingt er uns in die Zeitlupe und wir fahren auch gleich viel langsamer.

Ein guter Morgen in Neukölln, ein kalter wahrscheinlich. Gestern verriet mir der Meteorologe meines Vertrauens, dass heute sagenhafte 4°C zu erwarten sind.

Oh je, jetzt fange ich schon an über das Wetter zu schreiben.

Gestern feierte meine Schwester 32. Geburtstag und am Tisch im Pub wurde mal wieder viel geredet. Zum Beispiel über die Nachbarin meiner Mutter.

Sie (also die Nachbarin) lebt in dem Mietshaus in der obersten Etage mit ihrem Mann. Er ist ca, 85, sie 75. Meine Schätzung. Unter ihnen wohnt ein anderer Nachbar. Doppelter Witwer, Vater eine inzwischen 8-jährigen Tochter, die schon mit geistigen Behinderungen zur Welt kam, weil ihre Mutter während der Schwangerschaft einfach zu viel soff. Kurz nach der Geburt verstarb die Mutter im Alter von Ende 30.
Am Dienstag sollte meine Mutter, die einen Schlüssel zur Wohnung dieses Nachbarn hat, weil sie sich um den Papageien des Mannes kümmert, weil er einfach zu verpeilt ist und bei ihm der Vogel elendig verhungern würde, in die Wohnung gehen und nach dem Rechten schauen, weil die Nachbarin von ganz oben das Gefühl hatte, dass etwas nicht stimme. Meine Mutter ging also zusammen mit einem anderen Nachbarn aus dem Haus in seine Wohnung und beide entdeckten die Leiche des Mannes in seinem Bad liegen.

Weil meine Mutter sehr hart im Nehmen ist kommt sie mit der Tatsache sehr gut zurecht. Ist halt nicht der erste Tote, den sie in ihrem Leben sieht.

Worauf will ich eigentlich hinaus? Die Nachbarin von ganz oben wollte natürlich (weil sie von Natur aus sehr neugierig ist) wissen was denn los sei. Und darum stellte sie meiner Mutter dreimal und später auf der Straße meinen beiden Schwestern auch jeweils einmal die Frage, die man auf das einsame Ableben eines Nachbarn in seinem Badezimmer eben so stellt:

"War er denn nackt?"