THE SHOW MUST GO ON
danke Berliner Kurier:
Die Mutter aller Einkaufs-Schlachten
Was in den anderen Geschäften los war
Menschenmassen drängen sich vor dem neuen Media-Markt.
Berlin - Die Bilder sind ja irre genug, aber wir können Ihnen auch noch haarklein erzählen, was da wirklich los war: Die KURIER-Redaktion ist am anderen Ende vom Alex, wo jetzt das Mega-Center Alexa eröffnet wurde. Logisch, dass wir mit mehreren Teams vor Ort waren. Hier das Protokoll dieser blutigen Elektro-Schlacht.
Um 22.30 Uhr, gut 80 Minuten vor Eröffnung des Media Marktes, sind die Fronten noch klar: Das Lager der Verteidiger nennen wir mal Team Rot (wie die Signalfarbe des Elektromarktes). Es wird angeführt vom charismatischen Marktleiter Michael Malessa (46). Er lässt Champagner ausschenken, hält eine zündende Motivationsrede.
Sein Team, total motiviert. Er macht sie richtig heiß auf diese Einkaufsschlacht, aber da ahnt noch keiner, dass sie später einfach überrollt werden. Rhytmisches Klatschen, Jetzt-geht's- looos-Rufe, als an den Eisentoren gerüttelt wird.
Zehn Minuten vor Mitternacht zählt die Belegschaft einen Countdown herunter, und irgendein Mutiger drückt den Knopf, der das Tor öffnet.
Und dann geht's wirklich los: Das bunte Heer greift an. 100-Meter-Lauf. Rugby. Football! Volle Offensive, alles aus dem Weg! Hunderte rasen los, und sie rennen alle zur Rolltreppe. Wer hat ihnen nur verraten, dass die Riesenglotzen im ersten Stock sind!? Die Mitglieder des Teams Rot schauen sich an und wissen: Jetzt gilt's! Verkaufen oder untergehen.
Mehr als 5000 Menschen, die teils stundenlang die riesige Multimedia-Burg belagert hatten, drücken nach. Erbarmen!
Zu allem entschlossene Schnäppchenjäger stürmen neben enthemmten Handy-Kriegern, neurotischen Navi-Süchtigen und gierigen Glotzen-Gladiatoren in die gigantische Elektro-Arena. Her damit, wenn's billig ist!
Team Grün draußen vor dem Haus hat ganz andere Sorgen. Team Grün ist in dieser Nacht natürlich unsere Berliner Polizei, und die findet es langsam gar nicht mehr lustig, was sich da zusammenbraut. Team Grün fordert Verstärkungen an.
Aber da tobt die Schlacht im Media Markt auch schon: Jetzt gibt's Kleinholz, geschreddertes Plastik, jede Menge Elektroschrott und Scherben. Zum Teil aus Versehen im Gedrängel, es gibt aber auch fieses Volk, das an so etwas Spaß hat.
Die meisten Menschen bekommen vom Chaos aber nichts mit: Sie sind viel zu sehr mit drängeln, drücken, schieben und fluchen beschäftigt. Und nebenbei auch noch grapschen und raffen. Ebay wartet schon. Oder die Verwandtschaft, oder wer auch immer fünf Mal die gleiche Digicam braucht. Wahnsinn.
Einige Kauf-Stresser drängeln immer schlimmer: Team Rot erhält Unterstützung von 70 kräftigen Jungs eines privaten Sicherheitsdienstes, die sich der immer weiter nachdrängenden Menge entgegenstellen. Dann erwischt es auch die ersten Kunden. Als eine Scheibe zerspringt, gibt's Schnittverletzungen. 15 Verletzte zählt die Polizei, einige müssen ins Krankenhaus.
Um 1 Uhr bricht Panik an einem Notausgang aus. Kreislaufzusammenbrüche, Quetschungen. Team Grün rückt mit einer vollen Hundertschaft an. Team Rot pfeift aus dem letzten Loch. Als die grüne Mannschaft die Nase endgültig voll hat, heißt das Kommando: Schotten dicht, Laden zu, alle raus!
Bitter für die Nachzügler: Riesen-Frust statt Riesen-Glotze, es war nicht leicht, die Leute ohne weitere Kaufhandlungen aus dem Laden zu bekommen. Bis morgens um 5 Uhr bleibt der Laden erst einmal dicht.
Am frühen Morgen läuft's ruhiger an. Aber gestern Nachmittag, als auch die anderen Alexa-Geschäfte längst geöffnet haben, geht es weiter. Gedränge, Geschiebe ohne Ende. Bis die grüne Polizei den Markt wieder sperrt.
(Quelle: Berliner Kurier, 13.09.2007)
Die Mutter aller Einkaufs-Schlachten
Was in den anderen Geschäften los war
Menschenmassen drängen sich vor dem neuen Media-Markt.
Berlin - Die Bilder sind ja irre genug, aber wir können Ihnen auch noch haarklein erzählen, was da wirklich los war: Die KURIER-Redaktion ist am anderen Ende vom Alex, wo jetzt das Mega-Center Alexa eröffnet wurde. Logisch, dass wir mit mehreren Teams vor Ort waren. Hier das Protokoll dieser blutigen Elektro-Schlacht.
Um 22.30 Uhr, gut 80 Minuten vor Eröffnung des Media Marktes, sind die Fronten noch klar: Das Lager der Verteidiger nennen wir mal Team Rot (wie die Signalfarbe des Elektromarktes). Es wird angeführt vom charismatischen Marktleiter Michael Malessa (46). Er lässt Champagner ausschenken, hält eine zündende Motivationsrede.
Sein Team, total motiviert. Er macht sie richtig heiß auf diese Einkaufsschlacht, aber da ahnt noch keiner, dass sie später einfach überrollt werden. Rhytmisches Klatschen, Jetzt-geht's- looos-Rufe, als an den Eisentoren gerüttelt wird.
Zehn Minuten vor Mitternacht zählt die Belegschaft einen Countdown herunter, und irgendein Mutiger drückt den Knopf, der das Tor öffnet.
Und dann geht's wirklich los: Das bunte Heer greift an. 100-Meter-Lauf. Rugby. Football! Volle Offensive, alles aus dem Weg! Hunderte rasen los, und sie rennen alle zur Rolltreppe. Wer hat ihnen nur verraten, dass die Riesenglotzen im ersten Stock sind!? Die Mitglieder des Teams Rot schauen sich an und wissen: Jetzt gilt's! Verkaufen oder untergehen.
Mehr als 5000 Menschen, die teils stundenlang die riesige Multimedia-Burg belagert hatten, drücken nach. Erbarmen!
Zu allem entschlossene Schnäppchenjäger stürmen neben enthemmten Handy-Kriegern, neurotischen Navi-Süchtigen und gierigen Glotzen-Gladiatoren in die gigantische Elektro-Arena. Her damit, wenn's billig ist!
Team Grün draußen vor dem Haus hat ganz andere Sorgen. Team Grün ist in dieser Nacht natürlich unsere Berliner Polizei, und die findet es langsam gar nicht mehr lustig, was sich da zusammenbraut. Team Grün fordert Verstärkungen an.
Aber da tobt die Schlacht im Media Markt auch schon: Jetzt gibt's Kleinholz, geschreddertes Plastik, jede Menge Elektroschrott und Scherben. Zum Teil aus Versehen im Gedrängel, es gibt aber auch fieses Volk, das an so etwas Spaß hat.
Die meisten Menschen bekommen vom Chaos aber nichts mit: Sie sind viel zu sehr mit drängeln, drücken, schieben und fluchen beschäftigt. Und nebenbei auch noch grapschen und raffen. Ebay wartet schon. Oder die Verwandtschaft, oder wer auch immer fünf Mal die gleiche Digicam braucht. Wahnsinn.
Einige Kauf-Stresser drängeln immer schlimmer: Team Rot erhält Unterstützung von 70 kräftigen Jungs eines privaten Sicherheitsdienstes, die sich der immer weiter nachdrängenden Menge entgegenstellen. Dann erwischt es auch die ersten Kunden. Als eine Scheibe zerspringt, gibt's Schnittverletzungen. 15 Verletzte zählt die Polizei, einige müssen ins Krankenhaus.
Um 1 Uhr bricht Panik an einem Notausgang aus. Kreislaufzusammenbrüche, Quetschungen. Team Grün rückt mit einer vollen Hundertschaft an. Team Rot pfeift aus dem letzten Loch. Als die grüne Mannschaft die Nase endgültig voll hat, heißt das Kommando: Schotten dicht, Laden zu, alle raus!
Bitter für die Nachzügler: Riesen-Frust statt Riesen-Glotze, es war nicht leicht, die Leute ohne weitere Kaufhandlungen aus dem Laden zu bekommen. Bis morgens um 5 Uhr bleibt der Laden erst einmal dicht.
Am frühen Morgen läuft's ruhiger an. Aber gestern Nachmittag, als auch die anderen Alexa-Geschäfte längst geöffnet haben, geht es weiter. Gedränge, Geschiebe ohne Ende. Bis die grüne Polizei den Markt wieder sperrt.
(Quelle: Berliner Kurier, 13.09.2007)
Ignorey - 13. September, 09:49